Geboren wurde ich eines schönen Apriltages 1466 in einem kleinen Dorf irgendwo in den rumänischen Karpaten als stolze Tochter des Baro der Kumpania. Als Kind einer der wichtigsten und mächtigsten Familien innerhalb der Rome – den Ravnos – wurde ich schon in meinen frühesten Jahren mit den Gegebenheiten der World of Darkness vertraut gemacht. Ich lauschte natürlich gespannt den Geschichten meiner Baba.
Wir lebten größtenteils von dem typischen Zigeunerdasein. Wir waren Schausteller, Artisten, Künstler, Geschichtenerzähler und in manchen Situationen auch Diebe, Betrüger, Hochstapler.
Doch gestohlen haben wir nur von den Reichen und denen, die es nicht besser verdient hatten.
Auf Grund dieses Lebenswandels waren wir natürlich mehr oder weniger dazu gezwungen viel zu reisen.
Wir reisten von den Karpaten aus über Österreich, Italien und Frankreich nach Spanien, wo die Kumpania sich in Andalusien niederließ. Hier fanden wir eine neue Heimat. Die Spanier nahmen uns wohlwollend auf und wir taten alles um dieses Wohlwollen zu erhalten.
Unter diesen Umständen wuchs ich ziemlich wohlbehütet auf. Ich lernte die Sprache, die Gepflogenheiten, ihre Tänze und ging schon sehr bald als Einheimische durch.
Mit zunehmendem Alter fing ich an, die Geschichten um die Magie und die Mythen immer mehr anzuzweifeln. Im Endeffekt tat ich sie als Märchen und Hirngespinnste der Alten ab.
Welcher "moderne Teenager" glaubt schon an Feen und Blut saugende Vampire? Alles nur Aberglaube! Oder doch nicht?!?
Bis zu meinem 21. Geburtstag funktionierte diese Einstellung auch fast perfekt.
Am Abend meines Geburtstages wurde ich dann rapide vom Gegenteil überzeugt.
Auf dem Fest wurde ein hoher Gast erwartet, der dann auch endlich drei Stunden nach Einbruch der Dunkelheit auftauchte. Wie man mir mitteilte, handelte es sich um eines der ältesten Familienmitglieder, die noch auf Gottes schöner Erde wandeln würden – älter noch als meine Baba, und die war uralt!
Na toll, noch ein alter Zausel mehr, der mir irgend welche Geschichten über die alten Legenden erzählten, darauf konnte ich gut verzichten! Dachte ich zumindest. Und zwar genau bis zu dem Augenblick wo er dann tatsächlich erschien. Sein Anblick war atemberaubend. Dieser gut aussehende junge Mann sollte älter sein als Baba? So ein Humbug! Aber wie sich im Verlauf des weiteren Abends herausstellte, war es wirklich so.
Er war nämlich eines von diesen Wesen aus Babas Geschichten – er war ein Vampir! Und ein verdammt attraktiver!
Ich fühlte mich wie magisch von ihm angezogen und mit Verlaub, ihm ging es ähnlich! Ich versuchte mir sämtliche Geschichten von Baba wieder ins Gedächtnis zu rufen um wenigstens nicht allzu dämlich dazustehen, und es funktionierte (zum Glück).
Bei meinem Glück blieb er bei mir, das heißt, bei meiner Kumpania, aber wer wollte schon die Illusionen einer jungen Frau zerstören?!?
Von ihm erfuhr ich aus erster Hand, wie das Leben/Existieren in seiner Wesensart ist und vor allen Dingen erzählte er mir von seiner Welt, die sich um einiges von der unsrigen unterscheidet. Eine faszinierende Welt, die ich bis ins kleinste Detail kennenlernen wollte.
Dieser Wunsch wurde mir zwei Jahre später erfüllt. Um genau zu sein am 13. Juli 1489, einem ganz besonderen Tag, wie sich später herausstellte.
Er machte mich zu einer vollständigen Ravno – von Familie und Clan.
In den nächsten Jahren reisten wir gemeinsam, größtenteils mit der Französischen Revolution.
Der Krieg war wie ein Freund, ein Verbündeter - er machte uns reich, in (fast) jeder Hinsicht: Geld, Vitae, Wissen – denn Wissen ist Macht!
Ich lernte soviel ich konnte, doch bald war Ramiros Wissen erschöpft und mich dürstete es nach mehr.
Ich verließ ihn und begann diese wunderbare Welt allein zu erforschen. Die wichtigsten Verhaltensweisen um zu überleben kannte ich ja. Ich reiste hauptsächlich um weitere Angehörige meiner Art und auch meines Clans ausfindig zu machen und von ihnen zu lernen. Und ich fand sie. Zuerst traf ich auf weitere Ravno und mußte feststellen, daß sich irgend jemand erdreistete Nachkommen zu schaffen, die nicht der Kumpania angehörten.
Welch ein Frevel! Aber sie waren mir trotzdem sehr nützlich. Ich lernte die Camarilla leibhaftig kennen und sie war genau das, was ich von ihr erwartet hatte, vielleicht noch ein bischen mehr. Ich war ziemlich beeindruckt!
Zudem lernte ich auch ihren Gegenspieler, den Sabbat kennen. und hassen! Aber das ist ein anderes Thema.
Bei meinen Reisen hatte ich den natürlichen Vorteil einer Rome. Ich wurde in jeder Stadt, in der sich Gypsies aufhielten ohne weiteres und vor allem ohne Fragen als vollwertiges Familienmitglied aufgenommen. Bei den meisten wurde ich schon fast Gott gleich verehrt, schließlich sind auch sie mit den selben Geschichten, die ich von meiner Baba gelernt habe, aufgewachsen.
Diese, ach so lehrreichen, Reisen brachten mich auch eines Tages bzw. eines Nachts nach Deutschland – ich glaube es war im Jahre 1926 oder so um den Dreh. Ich verweilte bei einer Kumpania meiner direkten Familie in Leipzig. Dort lernte ich einen jungen Sterblichen kennen, der, zwar Gaje, mit den Söhnen der Familie eng befreundet war: Alexander Marien. Dieser dumme Junge verliebte sich Hals über Kopf in mich – ja ist es denn zu glauben? Und zwar ohne Vorbehalte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich geglaubt, Gefühle in dieser Art für immer verloren zu haben als ich in die Daseinsform eines Vampirs überwechselte, zumindest außerhalb der Familie. Aber ich hatte mich geirrt. Ich empfand so etwas wie Zuneigung zu dem Jungen und genoß seine Liebe zu mir umso mehr.
Selbst als ich ihm offenbarte was ich war, änderten sich seine Gefühle für mich nicht im Geringsten. Eher das Gegenteil war der Fall.
Und dann kam dieser vermaledeite Krieg!
Hitler, dieser Spinner, jagte und vernichtete alles und jeden, der nicht seinem Idealbild von einem Deutschen entsprach. Die Kumpania mußte flüchten und Alex wollte mit ihr gehen. Doch die Reichsarmee kam ihm zuvor. Er wurde eingezogen.
Um ihn nicht einer weiteren Gefahr auszusetzen verließ ich ihn – blieb aber im Hintergrund weiter in seiner Nähe und versuchte über ihn zu wachen.
Eines nachts erhielt ich die Nachricht, daß er in einer Schlacht gegen... Ach ich weiß nicht mehr gegen wen, schwer verletzt wurde. Ich eilte zu ihm – und kam zu spät, fast.
Die einzige Möglichkeit ihn zu retten oder auch zu verdammen, wäre gewesen, den Kuß an ihn weiterzugeben, aber das konnte und wollte ich auch nicht. Er war schließlich keiner von uns, er war zwar akzeptiert aber kein Familienmitglied. Doch die Entscheidung ihn zu retten oder nicht, wurde mir abgenommen. Ich wurde grob zur Seite gedrängt und schlug mir dabei ziemlich hart den Kopf an. In halb bewußtlosem Zustand mußte ich mit ansehen, wie ein schmieriger Baumpinkler meinen armen kleinen zerbrechlichen Sterblichen embracete. Und ich konnte nichts dagegen tun. Als ich wieder einigermaßen bei Besinnung war fing es schon an zu dämmern und uns blieb keine Zeit mehr für irgend welche "schlagkräftigen" Diskussionen.
Als ich am nächsten Abend aufwachte bekam ich gerade so eben mit, wie der ungehobelte Klotz über Alex gebeugt dastand, zischte:"Wir sind jetzt quitt!" und sich aus dem Staub machte. Typisch Gangrel, erst Nachwuchs zeugen und dann den kleinen noch ziemlich schwachen Welpen sich selbst überlassen.
Und alles blieb natürlich wieder an mir hängen!
Die nächsten Wochen und Monate brachte ich Alex bei, was er zum Überleben brauchte - nicht mehr und nicht weniger. Schließlich war er ja jetzt auch einer von diesen ekligen Baumpinklern, die ihre gemeinsame Herkunft mit uns verleugneten.
Wie ich nach einiger Zeit feststellen mußte, hatte sich an Alex Liebe zu mir absolut nichts geändert und das war in Anbetracht der neuen Situation ziemlich bedenklich.
Sobald ich mir sicher war, daß er es allein schaffen würde, trennten sich unsere Wege... freundschaftlich. Er wollte sich auf die Suche nach Angehörigen seines Clans und vor allem nach seinem Sire machen. Ich glaube, mit dem hatte er noch ein Hühnchen zu rupfen...
Um möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen, reiste ich in die Vereinigten Staaten. , dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, allerdings nicht bevor ich noch einen heiden Profit aus diesem vermaledeiten Krieg gezogen hatte.
Mir gefiel es in den Staaten – es war leicht Geld zu verdienen, und ich meine verdienen.
Den Drang zu stehlen verspüre ich nur noch in außergewöhnlichen Situationen – meistens wenn Silber oder Platin im Spiel sind. Ansonsten handle ich mit Informationen – an die kommt man viel leichter und sie sind lukrativer. Besonders in den wilden 60er und 70er Jahren. Da waren die meisten Menschen, und größtenteils auch die Kindret, bis obenhin mit Dope zu gepumpt und erzählten allein schon für ein nettes Lächeln freigiebig ihre Lebensgeschichte mit sämtlichen Details und Leichen im Keller.
In den Zeiten des New Wave zog es mich wieder in das gute alte Europa. London – Paris – Mailand – ich tingelte halt so rum und machte viele interessante Bekanntschaften. Eines Tages landete ich wieder in Deutschland, genauer gesagt in Dortmund. Dort besuchte ich Delia, eine junge Brujah, die ich in London kennenlernte. Sie hatte dort den Primogenposten ihres Clans inne und das bestimmt nicht wegen ihres Alters oder ihrer Weisheit. Wie dem auch sei, Dortmund war ein nettes Städtchen, aber nicht geeignet für einen längeren Aufenthalt... wenn eine Stadt schon einen Brujah zum Prinzen hat, der im Endeffekt nur eine Marionette für eine alte Malkavian ist/war.
Nun denn, zu meinem Glück lebte nicht weit von Dortmund, in Bochum, ein Teil meiner Rome-Familie. Also begab ich mich nach Bochum und sie nahmen mich wie erwartet als eine der ihren auf.
Dem Anstand halber und vor allem weil ich die Gesetze der Camarilla als vernünftig erachte und sie einhalte, stellte ich mich am nächsten Abend dem Prinzen der Domäne vor um ihn um ein Aufenthaltsrecht zu bitten. Delia verriet mir, wo ich ihn wohl am ehesten finden könnte, und ich platze natürlich prompt in mitten eine Ratssitzung – peinlich, peinlich!
Ich konnte gerade noch aus dem Augenwinkel eine verdammt schnelle Bewegung wahrnehmen, da wurde ich schon gepackt und gegen die Wand gedrückt. In Gedanken bereitete ich mich schon auf meinen endgültigen Tod vor, doch der kam nicht. Noch ehe ich´s mich versah wurde ich in den Arm genommen, herum gewirbelt und nicht gerade Gentlemenlike abgeknutscht.
Was/Wer zum Teufel wagt es. Alex Marien! Das konnte doch nicht wahr sein!
Er freute sich wie ein Schneekönig an Weihnachten und wollte mich gar nicht mehr loslassen.
Doch meine Rettung nahte... ein ziemlich strenges: "Herr Marien – bitte!" ließ Alex wieder halbwegs zur Vernunft kommen und er ließ mich, bis auf meine Hand, los und stellte mich seinem Herrn und Prinzen vor.
Reinhardt von Trotta – das war ein Prinz!
Für diesen Mann würde ich (fast) alles tun.
Nicht das ich mich in ihn verliebt hätte – oh nein! Aber er war derjenige, der die Fähigkeit besaß, Ordnung in dieses Chaos, das sich Welt nannte zu bringen.
Er verkörperte Macht - Er war die Inkarnation der Camarilla!
...und er mochte mich – ich weiß nicht wieso.
Ich bekam ohne Vorbehalte ein unbefristetes Aufenthaltsrecht in der Domäne und seine uneingeschränkte Hilfe mich innerhalb dieser und der Camarilla zu etablieren.
Er brachte mir sehr viel bei, vor allem Etikette, und ich lernte so viel ich konnte.
Ich gewann mehr und mehr an Status auch innerhalb meines Clans.
Ich bin ein Elder, durch und durch – nicht nur dem Namen nach, und das verdanke ich zum Großteil meinem Prinzen und seiner nicht enden wollenden Geduld mich die Stränge der Macht und der Camarilla zu lehren.
Um ihm meine Dankbarkeit und Loyalität zu zeigen arbeitete ich für ihn und die Domäne und nutzte meine weltweiten Kontakte und mein Wissen über die restlichen Bewohner der WoD, das ich durch meine Familie erhalten habe. Nützlich war ich ihm unter anderem auch als Leibwächter, da ich mir im Laufe der Jahrzehnte meine Fähigkeiten, im besonderen den Schimären, perfektionierte.
Zudem lebte ich mit Alex zusammen und wir bewiesen damit unseren Clansbrüdern und Schwestern, daß man unsere Zwistigkeiten zwischen den Clans auch ohne Gewalt ausräumen konnte. Das Alex den Primogenposten seines Clans inne hatte vereinfachte dieses Unterfangen ungemein. Und so lebten wir glücklich und zufrieden, jeder mit seinem Aufgabenteil innerhalb einer friedlichen und vor allem neutralen Domäne.
Das ist nun auch schon wieder einige
Zeit her....aus der ach so friedlichen, neutralen Domäne wurde ein
Schutthaufen.
Mein Prinz schickte mich für
einige Zeit ins Ausland um für Ihn eine etwas heikle Angelegenheit
für Ihn zu klären.
Als ich wieder in die "Heimat" kam,
zeigte sich mir ein Bild der Zerstörung. Die Angehörigen der
Domäne waren entweder abgeschlachtet worden oder spurlos verschwunden.
Die Domäne war zu einem Anarchengebiet
konvertiert worden, und daher Führerlos.
Es tummelten sich vom Anarchen, über
Setiten bishin zu den Garou sämtliches Pack in dieser ehemaligen Camarilla-Festung.
Hier konnte ich nicht mehr verweilen!
Prinz Reinhard von Trotta war verschwunden,
oder Tod....ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.
Zudem war mein Gemahl bei einem seiner
Streifzüge, auf denen er mal wieder Krieg spielen mußte ums
Leben, wenn man das überhaupt so sagen kann, gekommen.
Ein Unfall!!!
Ich wage aber zu behaupten, daß
da jemand kräftig nachgeholfen hat. Und sollte dieser jemand mir einer
schönen Nacht über den Weg laufen, dann gnade ihm Kain!
Nun gut.....doch wo sollte ich jetzt
hin? Nach Spanien, zu meiner sterblichen Familie? NEIN!
Ich brauchte erst einmal etwas Ruhe
um mich wieder zu sammeln.
Ich höhrte mich also nach einer
ruhigen, camarillatreuen Domäne um, und fand sie, gar nicht weit von
hier.
Ich bat den Prinzen der Domäne
um Asyl, und er gewährte mir vorläufig für 5 Jahre ein Aufenthaltsrecht.
So, da bin ich nun, in meiner neuen Heimatdomäne KÖLN!
Da ich aber von Natur aus sehr Neugierig
bin, werde ich die Belange meiner früheren Heimat natürlich nicht
außer Acht lassen. Daher habe ich mich entschlossen, zu Beobachten
und zu Berichten was in der Domäne Ruhr so vor sich geht......
Little Picture of me!